Freitag, 23. Januar 2015

Wo ich stehe

Die Bloggerei hat gelitten in den letzten Monaten. Ich stelle fest dass ich nicht mehr regelmässig was zu sagen habe. Oft wusste ich nicht, worüber ich schreiben soll. Anderes war bereits pfannenfertig als Entwurf - und ich habs wieder gelöscht; zu intim, zu problematisch, zu ... was weiss ich.

Die Arbeitssituation hat mir teilweise sehr zugesetzt, ich war beschäftigt damit, innerlich zurecht zu kommen. Zudem gab es noch einen schweren Wanderunfall im Familienkreis (die Verunfallte ist wieder auf dem Damm, der Heilungsprozess dauert jedoch noch an). Doch darüber wollte ich auch nicht schreiben. Das hat mich zu sehr geschockt. Das hat am Familiengefüge gezerrt. Unstimmigkeiten traten deutlicher zu Tage. Plötzlich bin ich sowas wie das "gute" Kind. Im Gegensatz zum anderen Kind, das sich "zuwenig" kümmert. Ich schreibs jetzt mal so überspitzt.

Mir fällt es schwer, über zwischenmenschlich schwierige Situationen zu schreiben, und gerade die sind noch meine "Hauptaufgabe". Schnell geht mir etwas zu nahe, fühle ich mich betroffen, fühle mich verantwortlich, leide mit und bekomme ein Durcheinander. Es geht mir zu nah. Ich muss sortieren, sortieren, sortieren. Bin ganz beschäftigt damit. Das wird dann zu einem Ganztagsjob ..

Ich spüre so vieles, schwinge auch bei nur Angetöntem und Unterschwelligem gleich mit. Bin immer in Resonanz mit meiner Umwelt. Das Ich ist vom Du zu wenig weit entfernt, es kommt gleich zu Vermischungen und das Aufschlüsseln, was nun zu wem gehört und wie weit ich selber mitbeteiligt bin, das dauert und ist kräftezehrend.

Einerseits bin ich sensitiv und spüre sehr vieles, andererseits wurde ich bereits früh als Kind in zwischenmenschliche seelische Konflikte involviert, die nichts mit mir zu tun hatten. Da helf ich mir immer noch raus. Und es gibt zum Glück einen lieben Menschen, der mir da beisteht. Doch die Hauptarbeit liegt an mir.

Ich komme zu recht, es geht voran, aber manchmal bin ich vollauf damit beschäftigt, mich wieder freizuschaufeln!

Samstag, 10. Januar 2015

Heilung Vol.4 --- Alles ist heilbar?!

Zu den bisherigen Folgen zum Thema "Heilung"
(klick auf die jeweiilge Nr der Folge)

Vol. 1 // Mein Weg aus der Depression
Vol. 2 // Religion, Spiritualität, Anderen helfen
Vol. 3 // Kränkung

Ich habe beschlossen, den Titel "Heilung" für verschiedenste Themen zu nutzen, die für mich im engeren Sinn mit Heilung, Krankheit, Gesundung zu tun haben. Diese Begriffe kann und will ich nicht festlegen, denn ich habe keine abschliessende Meinung dazu. Ich will ebenso wenig festlegen, was denn "Gesundheit" oder "Krankheit" letztendlich ist. Denn das steht mir nicht zu. Die Texte entspringen meinen eignen Erfahrungen und Gedanken zu diesen Themen.

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Alles ist heilbar - eine Art, Macht und Druck auf andere auszuüben

Alles ist heilbar. Eine Position, bei der sich extreme Esoteriker und fundamentalistische Christen treffen. Und die Medizin arbeitet auch fest daran, das was wir Krankheit nennen "auszumerzen". 

Ich bin mit dieser Behauptung nicht einverstanden. Weil sie Menschen massiv unter Druck setzt. Und sicher nicht dem von Krankheit betroffenen Menschen dient! Denn wenn du nicht geheilt wirst, hast du zuwenig daran geglaubt, hast du zuwenig dafür gebetet, bist karmisch belastet, zu sündig dafür, etc. Sowieso: Wenn du krank bist, hast du was falsch gemacht!

Alles ist heilbar - das ist eine schlichte Behauptung, ein Allmachtsanspruch, der den Menschen nicht zu steht. Wer definiert denn letztendlich Gesundheit? Ich habe immer wieder den Eindruck, dass wir nicht wirklich viel von dem wissen, was im Universum vor sich geht - und warum. Ich glaube daran, dass es so etwas wie Schicksal gibt, manche mögen auch Karma/Dharma dazu sagen. Ich habe auch mal zu denen gehört die diese Meinung verfolgt haben und auch andere angesprochen haben auf deren Lebenswandel, ich schäm mich heute dafür, so vermessen gewesen zu sein.

Auch ich nehme einiges nur an, was ich nicht genau weiss, es sind meine Gedanken ..und auch ich mache meine Irrwege.


Menschlichkeit, füreinander da sein

Es ist meine Überzeugung, dass nicht alles was in unserem Leben geschieht, zu 100% beeinflussbar ist. Meine eigene Haltung gegenüber eigenem Kranksein und Hiersein (auf der Welt) kann ich sehr wohl beeinflussen. Aber ich glaube nicht, dass wir hier unten "Gott allmächtig" sind. Und ich setze andere Menschen nicht mehr unter Druck, denn ich wanke selber genug um mir bei etwas ganz gewiss zu sein. 

Diese Behauptung "alles ist heilbar" ist schlicht unmenschlich - und zeugt für mich vor allem von grosser Angst vor dem Leben und seinen Unabwägbarkeiten, und auch von Angst vor dem Sterben und dem Tod.

Es ist eine Kunst und Herausforderung, für andere Menschen da zu sein, wenn es ihnen nicht gut geht, psychisch oder physisch. Wenn sie gar Pflege benötigen - - - oder Beistand beim Sterben brauchen. Es ist schwierig. Es ist schwer, jemanden Geliebtes krank zu sehen oder gehen zu lassen. 

Ich selber habe schon oft Hilfe bekommen von anderen. Und wenn ich es von meinen Kräften her kann, dann bin ich auch für andere da. Vielleicht ist es genau das, was diejenigen nicht können oder wollen, die behaupten, dass alles heilbar ist: Schwieriges auf dieser Welt und Krankheit auszuhalten, selber Hilfe und Beistand zu bekommen und anderen zu geben; Menschlichkeit zuzulassen und zu zeigen.

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Schon länger brennt es mir unter den Nägeln, diesen Artikel fertig- und ins Netz zu stellen. Möge er zum Sinnieren anregen.